Wolldorf – Das Dorf vor den Toren Havenas (Teil 1)

Meine Wege haben mich diesmal aus der schönen Stadt Havena hinausgeführt, in das beschauliche Dörfchen Wolldorf. Erzählungen anderer Erwachter haben mich neugierig gemacht und so bin ich dem Ruf gefolgt. Du wirst nie erraten, was mir dort alles begegnet ist, doch lies am besten selbst…

ACHTUNG SPOILER!

Wenn Du das Abenteuer „Die ersten Tapser“ aus der Einsteigerbox „Die Drachen von Wolldorf“ für Die Schwarze Katze noch selbst spielen möchtest, solltest Du ab hier nicht weiter lesen. Denn es werden Inhalte angesprochen, die Dich evtl. spoilern können.

Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, mir dieses Dörfchen einmal genauer anzuschauen, fand sich recht schnell eine Mitfahrgelegenheit nach Wolldorf. Wenn andere Erwachte es sich auf einem Holzkarren der Menschlinge bequem machen konnten, dann wollte ich das auch einmal versuchen. Es entpuppte sich jedoch als eine recht unbequeme Reisemethode und der Zweibeiner, der mich nach Wolldorf bringen sollte, war wohl auch nicht der Hellste. Ohne meine Hilfsaktion bei ein paar Krähen wäre ich heute noch unterwegs. So jedenfalls hatten wir das Dorf bei Einbruch der Nacht erreicht und ich konnte mich wieder frei unter den Sternen bewegen.

Auf den ersten Blick ist Wolldorf ein überschaubarer Ort mit einfachen Häusern, wenig Erwachten und kaum Nachtleben. Für jemanden wie mich, der aus der großen Stadt kommt, ist das doch reichlich gewöhnungsbedürftig. Sehr positiv gestimmt hat mich wiederum, dass selbst das kleinste und unscheinbarste Dörfchen eine Milchschänke vorzuweisen hat. An einem solchen Ort werden für gewöhnlich der neuste Klatsch und Tratsch ausgetauscht, Erwachte suchen Mitstreiter für ihr nächstes Abenteuer und man ist vor aufdringlichen Kläffern geschützt, die einem ohnehin nur das Fell über die Ohren ziehen wollen. Kurz gesagt, Milchschänken sind das gesellschaftliche Zentrum und dürfen an keinem Ort der Welt fehlen. In der Milchschänke von Wolldorf gibt es außerdem ein paar feine Köstlichkeiten und die Wirtin ist sehr freundlich und zuvorkommend.

Artwork © 2022 Ulisses SpieleArtist: Sandra Braun

Gerade wollte ich mich über eine gemischte Platte hermachen, die von allen verfügbaren Speisen ein bisschen was zu bieten hatte und mir so dermaßen das Wasser im Maul zusammenlaufen ließ, dass ich schon beinahe anfing zu sabbern wie ein Kläffer, da wagte es doch tatsächlich einer dieser Dorftölpel sich an meinen Tisch zu setzen und sich ungefragt an eben dieser Platte zu vergreifen. Vor meinem inneren Auge sprang ich ihm schon über den Tisch hinweg mitten ins schelmisch grinsende Gesicht, als er mir auf einem Stück Gärfisch kauend ganz ungeniert erzählte, er hätte da einen guten Freund, der wackere Helden wie ich einer sei, für ein abenteuerliches Abenteuer suche. Zur Belohnung gäbe es auch einen Teil des Schatzes. Deswegen wäre ich doch überhaupt nur nach Wolldorf gekommen. So ganz von der Hand weisen konnte ich diese Unterstellung nicht, hatte ich doch Gerüchte darüber auf Havenas Straßen gehört, die meine Neugier auf diesen Ort hier geschürt hatten. Also ging ich auf seinen Vorschlag ein und ließ mich von ihm zu diesem ominösen Freund bringen, jedoch nicht ohne einen kleinen Wettstreit. So schnell bin ich wohl noch nie an ein neues Abenteuer gekommen, oder an ein paar neue Mondglöckchen.

Der Freund war allerdings anders als alles, was ich mir hätte vorstellen können. In der großen Stadt sind Wesen wie er eher die Ausnahme, ich selbst kannte sie bisher nur vom Hörensagen, und so staunte ich nicht schlecht, als mir ein Meckerdrache gegenüberstand. Er stellte sich mir vor und erläuterte kurz sein Anliegen, einen ihm wichtigen und mächtigen Schlüssel zurückholen zu wollen, der ihm gestohlen worden sei. Wir wurden uns recht schnell über die Höhe der Belohnung einig und er legte noch einen Bogen sowie zehn Pfeile obendrauf. Dann machten wir uns auf den Weg…

Fortsetzung folgt in Teil 2


Derweil auf der anderen Seite des Nebels…

Artwork © 2022 Ulisses Spiele

Mein erster Durchlauf von „Die ersten Tapser“ erfolgte mit einer Gruppe aus erfahrenen Spielenden, die schon viele Jahre dem Hobby frönen und einige Systeme hinter sich haben. Ich selbst bin noch relativ unerfahren als Spielleiterin, das war insgesamt erst meine zweite Spielrunde, in der ich die Geschicke der Helden in meinen Händen hielt. Von daher war für mich die Aufmachung dieses als Tutorial gedachten Abenteuers wirklich toll. Es hat mich gut an die Hand genommen und auch die Regeln übersichtlich und durch entsprechende Beispiele verständlich erklärt, häppchenweise immer dann, wenn das Abenteuer es benötigte. Dadurch fühlte ich mich nicht vom geballten Regelinput eines Grundregelwerks überrollt, sondern konnte meiner Gruppe ganz nach dem Motto „learning by doing“ erklären, was sie als nächstes erwartete. Die Gruppe wird außerdem vom Tutorial dazu aufgefordert abwechselnd zu lesen, wodurch es auch für die Spielenden nicht langweilig wurde.

Meine Spielenden fanden das Abenteuer gut, da eine angenehme Vielfalt an Regeln durchgespielt wurden, zunächst grundlegendes wie Proben oder Kampf und Heilung/Regeneration, aber dann auch Besonderheiten wie unterschiedliche Möglichkeiten für Vergleichsproben. Im Nachhinein hatten sie sich allerdings gewünscht, dass wir das Abenteuer „normal“ gespielt hätten, sprich: ich als Spielleitung bereite das Abenteuer vor und erkläre die Regeln an der jeweiligen Stelle kurz, statt den ganzen Text gemeinsam zu lesen. Meinen Spielenden hat das Ausspielen, also das eigentliche Rollenspiel, der jeweiligen Situationen etwas gefehlt. Daher ist das auch mein Tipp für erfahrene Gruppen, die trotzdem das Abenteuer erleben wollen. Es lohnt sich, da als Spielleitung ein wenig Zeit zur Vorbereitung zu investieren, denn das Abenteuer ist kurzweilig und abwechslungsreich. Außerdem führt es zu einer spannenden Fortsetzung, die sich geneigte Großstadttiger mit Sicherheit nicht entgehen lassen wollen.

Die Stimmung der Box im Ganzen und des Abenteuerhefts im Speziellen wird wieder durch großartiges Artwork eingefangen und untermalt. Unter anderem gibt es diverse NSC’s, alle mit Charakterbildern versehen, von denen Du eins oben im Text siehst. Es stammt von der Künstlerin Sandra Braun und stellt den „dreisten Dorftölpel“ Saytan Wollsammler dar.

Mir hat es jedenfalls sehr viel Spaß gemacht „Die ersten Tapser“ zu leiten. Ich habe wieder einiges über das Spiel selbst und das Spielleiten als solches gelernt und freue mich nicht nur auf die Fortsetzung in „Der magische Schlüssel“, sondern auch auf meine Spielrunde mit absoluten Rollenspiel-Neulingen, mit denen ich „Die ersten Tapser“ erneut auf seine Anfängerfreundlichkeit testen werde.

Es freut mich, dass Du hier warst.
Bis zum nächsten Mal.

1 Kommentar zu „Wolldorf – Das Dorf vor den Toren Havenas (Teil 1)“

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