Der Titel "Das erste Mal spielleiten" steht groß in der Mitte, umrandet von jeder Menge Blättern, die teilweise rankend Richtung Mitte zeigen.

Sei gegrüßt, mein felliger Freund!
Heute möchte ich Dich mitnehmen auf eine Reise. Eine Reise zurück zu meinem ersten Mal als Spielleitung. Dabei möchte ich Dir zeigen, wie ich mich darauf vorbereitet habe, wie die Umsetzung gelaufen ist und was ich daraus gelernt habe. Vor allem möchte ich Dir damit aber zeigen, dass es gar nicht so schwer ist zu leiten, und Mut machen es einmal selbst zu versuchen. Das erste Mal spielleiten vergisst man nicht so schnell und nimmt eine Menge Erfahrungen mit, die selbst dann hilfreich sind, wenn man danach nur noch Spieler:in ist und es bei dem einen Versuch belässt.

Bist Du bereit? Dann lass uns loslegen!

Die Vorbereitung

Als 2019 das erste Crowdfunding zu Die Schwarze Katze an den Start ging wusste ich schon, dass das mein Spiel ist, das ich unbedingt irgendwann einmal selbst leiten wollte. Es sollte drei Jahre dauern, bis ich den Mut dazu aufbringen konnte und mir eine Gruppe zusammengestellt habe, die Bock darauf hatte das Spiel zu testen.

Während meiner Elternzeit wollte ich unbedingt etwas für mich erreichen. Ich wollte nicht auf diese Zeit zurückblicken und sagen, dass ich auf dem Sofa festgewachsen war und irgendwelche Serien gebingewatched habe. Also habe ich mir das DSK – Grundregelwerk zur Hand genommen. Ich habe mich nach und nach in den Charakterbau, die Welt und die wichtigsten Regeln eingelesen. Teilweise habe ich die Texte sogar meinem Sohn vorgelesen, während er einen meiner Finger zum einschlafen gehalten hat.

Natürlich habe ich mich auch mit meinem Mann über die Grundzüge des Leitens unterhalten. Schließlich hat er mir einiges an Erfahrung voraus. (Falls Du wissen möchtest, warum das so ist, dann lies hier weiter.) Wie das aber immer so ist mit Dingen, die einem nahe stehende Personen erzählen, es muss bei anderen verifiziert werden. Also bin ich auf die Suche gegangen nach Videos auf YouTube, nach Blogs und Podcasts auf Google und bin recht schnell fündig geworden. Ich habe sehr viel davon konsumiert und nicht alles war wichtig oder passend für meine Situation, aber es war auch alles irgendwie zu interessant, um es zu ignorieren. Mit der Zeit konnte ich ausloten, was für eine Art Spielleitung ich sein wollte. Die dazu passenden Inhalte habe ich unzählige Male gehört und gesehen. Ich wollte einfach alles so genau wie möglich befolgen.

Was mir bei meinen Vorbereitungen geholfen hat

Den Podcast finde ich leider nicht mehr, der mir damals geholfen hat meine Session Zero und das Zusammenführen der Charaktere zu gestalten. Dafür konnte ich einen Mitschnitt des Spielleiter-Bootcamps ausfindig machen, das ich damals live auf Twitch gesehen habe. Und natürlich die Videos, die ich gefühlt hundert Mal geschaut habe, habe ich Dir hier verlinkt:

Session Zero

Mein Mann und sein bester Kumpel hatten sich also bereit erklärt für mich die Versuchskaninchen zu sein. Mit beiden spiele ich schon seit ich mit Pen und Paper angefangen habe. Für meine ersten Gehversuche als Spielleiterin war mir eine möglichst entspannte Runde mit wenigen Spielenden wichtig. Ich wollte Menschen um mich haben, die mir nicht bewusst das Leben schwer machen, sondern hilfreich zur Seite stehen. Die mir am Ende ungeschöntes Feedback geben, ohne fies zu werden, sondern konstruktiv bleiben. In meinem Fall hatte ich den Luxus auf Menschen zurückgreifen zu können, die alle selbst schon Erfahrungen als Spielleitung gemacht haben. Das hat mir damals auf jeden Fall Mut gemacht und meine Nervosität in Grenzen gehalten. Zumindest mal vor unserem ersten Termin, der sogenannten Session Zero.

Der gemeinsame Charakterbau

Um mich darauf vorzubereiten habe ich den Charakterbau studiert. Ich habe mir als Hilfsmittel eine Excel-Tabelle gebaut und die Berechnungsformeln hinterlegt. Habe Nicht-Spieler-Charaktere, sog. NSC’s (engl. NPC – Non-Player-Charakter), gebaut zum Üben und Testen der Tabelle, damit auch ja alles funktioniert, wenn es drauf ankommt. Und ich habe meine Spielenden im Vorfeld bereits über die Professionen, also die Charakterklassen in Die Schwarze Katze informiert, damit diese sich schonmal ein paar Gedanken dazu machen konnten, worauf sie Lust hätten zu spielen.

Der Abend selbst war mega lustig. Wir hatten so viel Spaß dabei die Charaktere zu bauen und uns über die jeweiligen Vorlieben und Handicaps zu unterhalten. Es wurde viel gelacht, gealbert und durch den Kakao gezogen, aber auch gefachsimpelt. Wir haben die Charaktere unter Zuhilfenahme der Tabelle in Zahlenwerte verpackt und die Bögen ausgefüllt. Ich habe mir dann noch ein paar Notizen zu jedem Charakter gemacht, welche Wünsche und Ziele sie haben, welche Ängste ihnen evtl. im Weg stehen könnten, usw. Das wollte ich in das erste Abenteuer einfließen lassen, wenn es reinpasst. Auf jeden Fall wollte ich es mal als grobe Orientierung verwenden, damit jeder Spielende auch die Gelegenheit bekommt seinen Charakter auszuspielen und nicht nur Mitläufer der Story ist.

Plot entwickeln

Zwischen unserer Session Zero und der ersten eigentlichen Spielrunde lagen genau zwei Wochen. Zeit, die gut genutzt werden wollte um eine schicke Geschichte zu entwickeln, die ein paar Grundregeln abdeckt, ohne zu kompliziert für mich als Spielleiterin, kurz SL zu werden. Die freien Stunden, während denen mein Sohn im Land der Träume seine eigenen kleinen Abenteuer erlebt hat, konnte ich dazu nutzen meine Gedanken schweifen zu lassen. Jeder Aufhänger, der mir durch den Kopf ging, wurde in einer Notiz festgehalten mit allem, was mir so dazu eingefallen ist. Ich wollte unbedingt was eigenes leiten, heute kann ich gar nicht mehr sagen warum. Hilfreich fand ich dabei, die Stadtbeschreibung von Havena zu lesen. Der Ort, an dem unser erstes Abenteuer spielen sollte und der ganz wunderbar im Grundregelwerk aus Sicht einer erwachten Katze beschrieben ist. (Rezension folgt…)

Am Ende hatte ich ein Sammelsurium an Ideen für das erste Abenteuer. Nur keine Entscheidung, welche es tatsächlich werden sollte… Dass Frauen sich aber auch immer so schwer damit tun, Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen, ohne viel darüber nachdenken zu müssen. Manchmal, so wie in diesem Fall, nervt das echt total.

Selbst der Austausch mit meinem Mann hat mir zunächst nicht wirklich geholfen. Doch eines Abends kam er mit einem Satz um die Ecke, der bei mir den Schalter umgelegt hat. Plötzlich hat es Klick gemacht. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was er genau gesagt hat, aber es hat gezündet. Das war donnerstags und Samstags drauf sollte ich schon das erste Mal leiten. Mir lief also die Zeit davon. Es heißt zwar immer, unter Druck entstehen Diamanten, aber für die Kreativität ist das nicht unbedingt zutreffend.

Keine Ahnung von guten Abenteuern

Ich machte mich direkt ans plotten, also das Entwickeln einer Geschichte. Was ich bereits wusste: Wichtig sind die Hinweise, die die Helden finden müssen, damit die Story am Ende aufgeht. Also habe ich mir überlegt, was ist Ziel des Abenteuers und bin dann rückwärts gegangen. Welchen Eckpunkten sollten die Helden begegnen? An welchen Orten könnten sie diese finden bzw. an welche NSC’s möchte ich die Informationen knüpfen? Ich hatte null Ahnung davon, was ein gutes Abenteuer ausmacht, was es für die Spielenden interessant macht oder wie ich sie dazu bekomme der von mir erdachten Geschichte überhaupt folgen zu wollen. Mein Mann erwähnte in unseren Gesprächen, dass die Charaktere jeweils ihre eigene Motivation haben können, was mir geholfen hat. Ich kannte ja die Wünsche und Ziele und konnte so etwas einbauen, das die Charaktere hoffentlich haben wollen.

Zusammen mit der Umgebung, in der ich spielen wollte, standen dann auch schon ein paar der Eckpfeiler für das Abenteuer. Als nächstes machte ich mir Gedanken über das Zusammenführen der Charaktere. Da sich in der Session Zero nichts dazu ergeben hat, dass die beiden sich schon von irgendwoher kennen könnten, habe ich etwas ausgearbeitet, das mir passend erschien. Samstag Vormittag habe ich dem Ganzen dann den letzten Schliff gegeben, mit dem ich sagen konnte, ich habe etwas, das ich leiten kann. Es hat sich aber immer noch alles andere als fertig angefühlt.

Das erste Mal spielleiten

Kurz gesagt: der Abend war großartig! Ich hatte die Zeit meines Lebens und nach meinem Gefühl hatten das meine Spielenden auch. Bis auf die Zusammenführung hatte ich die Geschichte relativ offen gelassen, nur ein paar Stichpunkte zu der Stimmung, die an den jeweiligen Orten herrschen sollte. Da ich ein großer Sherlock Holmes-Fan bin, wollte ich eine Geschichte erzählen, die ein wenig von den Baker-Street-Boys inspiriert war. Meine Spielenden sind voll drauf eingestiegen und die Würfel haben uns nicht im Stich gelassen. In genau den richtigen Momenten wurden Proben nicht geschafft und so unerwartete Hindernisse geschaffen, die es zu überwinden galt.

Auch in dieser Runde wurde wieder viel gelacht. Was ich nie gedacht hätte: Das Improvisieren ist mir gar nicht schwer gefallen. Sobald ich im Abenteuer drin war lief es einfach von allein. Klar gab es auch Momente in denen ich dachte, oh Gott was machst du da eigentlich? Und die Regeln kannte ich längst nicht alle auswendig. Aber die Geschichte lief weiter und die Charaktere sowie ihre Spielenden haben ihren Teil dazu beigetragen, dass sie gelungen ist. Die Lösung und das Ende hat allen gefallen und es wurden direkt die nächsten Schandtaten in die Wege geleitet. Kleiner Spoiler: Zu einer weiteren Runde mit diesen Charakteren ist es bisher leider nicht gekommen, aber man sollte niemals nie sagen.

Ich bin nach dieser Runde mit einem so herrlich warmen Gefühl ums Herz eingeschlafen und dem Wissen, dass spielleiten super viel Spaß macht. Das wollte ich unbedingt nochmal machen.

Feedback der Spielenden

Am nächsten Morgen beim Frühstück haben wir nochmal über das Abenteuer und mich als SL gesprochen und das Feedback meiner Spielenden war so wertvoll für mich. Ich hatte den Kardinalsfehler gemacht und die Zusammenführung sehr cineastisch ausformuliert, womit ich den Spielenden die Chance genommen hatte selbst zu agieren. Statt nur die Umgebung zu beschreiben und welche Stimmung vorherrscht, also möglichst alle fünf Sinne anzusprechen, habe ich auch gleich die Handlungen der Charaktere mit beschrieben. Ohne zu wissen, ob die Spielenden ihre Charaktere überhaupt so hätten auf die Umgebung reagieren lassen. Das war für die Spielenden sehr schade, denn wer weiß, wie schön es geworden wäre, hätten sie selbst etwas daraus machen müssen. Wir werden es nun nie erfahren.

Mein wichtigstes Learning

Ich habe aber deswegen eine sehr wichtige Lektion in Sachen Leiten gelernt: Lass den Spielenden und ihren Charakteren Luft zum atmen und Raum sich zu entfalten. Das gemeinsame Storytelling beginnt bereits bei der Zusammenführung. Und auch daraus kann sich etwas Großartiges entwickeln. Ganze Abenteuerstränge, die es Wert sind erzählt zu werden, einfach weil sie helfen den jeweiligen Charakter wachsen zu lassen.

Mein Fazit

Würde ich mit dem Wissen und den Erfahrungen, die ich mittlerweile gesammelt habe, nochmal anfangen zu spielleiten? JA! Definitiv. Und ich würde auch wieder Fehler in Kauf nehmen, denn niemand ist perfekt. Es war die beste Entscheidung, die ich hatte treffen können. Meine Reise ist noch lange nicht zu Ende und ich werde noch viele Fehler machen, aus denen ich lernen kann. Aber ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf jeden einzelnen davon freue. Denn das bedeutet auch, dass ich noch viele Spielrunden vor mir habe mit vielen tollen Menschen, bekannten und unbekannten.

Jetzt bist Du an der Reihe: Hast Du schonmal darüber nachgedacht selbst zu leiten? Schreib es mir gern in die Kommentare und lass uns darüber austauschen, was Dich bisher davon abgehalten hat.

Es freut mich, dass Du hier warst.
Bis zum nächsten Mal.

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